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Spieglein, Spieglein an der Wand...
Wer gehört zu diesem Land?

ABIY
EMIN
RUBA
NISREEN
AWS
NOUR
ANDRII
BANAN
SADEGH
MUBARAK
MEHMET
SVITLANA
TAREQ
Fateh
Das Projekt beschreibt Fluchtursachen und die rechtliche Situation der Menschen, die aus ihrem Heimatland fliehen mussten und fokussiert hierbei den Zeitraum 2015 bis 2020. Es ist auch eine Erzählung über Fluchtwege und den Versuch, eine neue Heimat in Deutschland zu finden. Vor allem aber ist es eine Einladung, in einen Dialog zu treten, mit dem Anderen, der Gesellschaft und sich selbst.

Fateh ist im Iran geboren, wo er an der Universität in Bukan Informatik studiert hat. Sein Traum war es, in einem großen Unternehmen wie Google oder Microsoft zu arbeiten oder eine eigene Firma zu haben. Während des Studiums schloss er sich der Demokratischen Partei Kurdistans an und musste schließlich aufgrund seiner politischen Aktivität aus dem Iran fliehen.

So kam er 2016 nach Deutschland. Auf einen langen, bürokratischen Kampf folgte 2019 endlich die Erteilung des Flüchtlingsstatus. Fateh absolvierte ein Praktikum bei adidas und konnte schließlich seinen Traum verwirklichen: Er gründete sein eigenes Unternehmen, welches nun Internetseiten entwickelt, wie z.B. die, die Sie gerade besuchen. Weitere Projekte von Fateh finden Sie auf www.kabarza.com

„Jeden Tag habe ich versucht, etwas
Neues zu lernen und in die Zukunft zu
schauen. Das hat mich gerettet.“
Fateh

Tareq ist in Hama, Syrien, geboren. Er kommt aus der Wüste. Dort war er Lehrer. Jetzt ist er in Deutschland und darf trotz universitärem Abschluss und Arbeitserfahrung an bayerischen Schulen nicht unterrichten. Deswegen studiert er noch einmal: Lehramt an Mittelschulen mit den Fächern Geschichte, Deutsch, Kunst und Arbeitslehre. Tareq wird bald wieder unterrichten, auch in Deutschland. Denn wer mit „Kopf, Hand und Herz“ Lehrer ist, der wird dies auch für immer bleiben.

„Das Schwierigste an der Flucht ist,
dass man sein Heimatland mitnimmt,
egal wo man hingeht.“
tareq

Svitlana wurde in Charzysk, Ukraine, geboren. Das ist in der Nähe von Donezk, wo sie Wirtschaftsmathematik studierte und dann als Bankkauffrau arbeitete. Donezk, erzählt sie, sei einmal eine Stadt voller Rosen gewesen. Heute ist die einstige Rosenstadt vielmehr ein Dorn im Auge westlicher Politiker, die den Krieg in der Ukraine nicht als solchen sehen wollen.

Nach fünfjährigem Asylverfahren und langem Kampf um die Anerkennung, die nie kam, beginnt Svitlana ihre Karriere in Deutschland nun von Neuem mit einer Ausbildung zur Steuerberaterin. Über diesen (Rück-)Schritt beschwert sie sich jedoch nicht, stattdessen richtet sie ihren Blick nach vorn und bleibt stark.

„In der Ukraine sagt man:
Was man verstecken möchte, sollte
man gut sichtbar aufstellen. Es gibt
einen Krieg direkt vor der Tür
der Europäischen Union und niemand
sieht hin. Uns sieht auch niemand.“
Svitlana

Mehmet ist einer von tausenden Verbeamteten, die nach dem Putschversuch 2016 in Folge der vom türkischen Präsidenten Erdogan durchgeführten „Säuberung“ des Staates per Notstandsdekret entlassen wurden. Davor hatte er Mathematik am Gymnasium unterrichtet. Zunächst arbeitete er schwarz bei einer Privatschule und versuchte auf dem gerichtlichen Weg, seinen Job zurückzubekommen. Doch Haftdrohungen durch die Polizei sowie die Inhaftierung seiner Schwäger veranlassten Mehmet dazu, alles, was er hatte, zu verkaufen und mit seiner Familie nach Deutschland zu gehen.

Im September 2021 beginnt er eine Ausbildung bei adidas. Wenngleich er sein altes Leben vermisst, will in Deutschland bleiben, damit seine Kinder in einer Demokratie aufwachsen können, wo Menschenrechte geachtet werden.

„Krieg und Völkermord beginnen dort,
wo die Menschlichkeit endet. “
MEHMET

Mubarak, geboren in Gunagado, Äthiopien, war ein so guter Schüler, dass er einen gebührenfreien Studienplatz erhalten hatte. Bevor das Semester begann, arbeitete er vormittags im Lebensmittelgeschäft seines Bruders, nachmittags spielte er Fußball. Doch eines Tages änderte sich alles. Von Mubaraks Bruder unbemerkt hatten somalische Separatisten in einer Lieferung Datteln Waffen versteckt. Als die Polizei diese bei einer Kontrolle fand, war es für ihn das Todesurteil. Um nicht selbst verhaftet zu werden, musste Mubarak fliehen, ohne sich zu verabschieden. Das Fußballfeld war der letzte Ort, den er in seinem Dorf noch sah.

Seit 2014 ist Mubarak in Deutschland, sein Asylverfahren dauert weiter an. In der Zwischenzeit sucht er nach einer Ausbildung in der IT.

„Ich wusste erst, was Heimat mir wert
ist, als ich mich weit von ihr
entfernen musste.“
Mubarak

Sadegh kennt Afghanistan vor allem aus Erzählungen seiner Eltern. Denn er ist im Iran geboren, wohin seine Familie vor den Taliban geflohen war. Dort erlernte er seinen Beruf: Schneider. Eigentlich wollte er immer Lehrer werden, doch aufgrund seiner ethnischen Zugehörigkeit als Afghane im Iran war dieser Weg für ihn versperrt.

2013 wurde er ohne seine Familie nach Afghanistan abgeschoben. So sah er das Land seiner Eltern zum ersten Mal. Seine Heimat wurde es aber nicht. Seit 2015 versucht Sadegh, sich in Deutschland ein neues Leben aufzubauen und macht gerade eine Ausbildung zum Krankenpfleger sowie seinen Führerschein. Er träumt davon, dass eines Tages die Familie wieder vereint sein wird.

„Im Iran haben sie mir immer gesagt:
Du bist ein Afghane. In Afghanistan
wiederum: Du bist ein Iraner.
In Deutschland sagen sie: Du bist ein
Flüchtling. Und ich sage: Ich bin
Sadegh.“
Sadegh

Banan wurde in Bagdad, Irak, geboren. Als sie 19 war, heiratete sie Aws und zog nach Tikrit, wo sie Mathematik studierte und später als Lehrerin arbeitete. 2011 kaufte sie mit ihrem Mann ein Traumhaus am malerischen Ufer des Tigris. Sie warteten zwei Jahre, bis sie endlich einziehen konnten. Gewohnt haben sie dort aber nur ein Jahr, dann wurde ihr Haus durch Bomben des IS zerstört. 

Im Juli 2014 verließen sie Tikrit und flohen nach Deutschland. Heute wohnen sie in Nürnberg. In ihrer gemeinsamen Wohnung hat Banan einen Teil des damals erträumten Lebens am Tigris wieder errichtet.

„Deutschland ist ein freies Land,
aber um einen Job zu bekommen,
muss ich mein Kopftuch ablegen.“
Banan

Andrii wurde im ukrainischen Jenakijewe geboren. In Donezk war er Unternehmer und Familienvater. Als ihm klar wurde, dass der Ukraine ein richtiger Krieg bevorstand, brachte er seine Familie in Sicherheit – unter den Schirm der NATO, wie er sagt. Ein Jahr kämpfte er noch um seine geliebte Heimat gegen die russische Besatzung. Dann folgte er seiner Familie gemeinsam mit seiner Schwiegermutter nach Deutschland.

Hier wird er nicht als Flüchtling anerkannt. So wie auch der Krieg in der Ukraine nicht anerkannt wird. Andrii gibt aber nicht auf, er kämpft weiter: Um sein Aufenthaltsrecht in Deutschland, um die Sicherheit seiner Familie, um die Ukraine. Er nutzt jede Gelegenheit, denjenigen seine Stimme zu geben, die niemand mehr hört.

„Ich liebe die Ukraine, aber ich habe
meinen Kampf für sie verloren.
In Deutschland, wo ich jetzt bin,
nennt ihr das einen Konflikt. Aber
als ich weggegangen bin, roch
Donezk nach Leichen.“
andrii

Nour ist in Damaskus, Syrien, geboren. Laut Tradition sollte er als ältester Enkel sowohl den Namen seines Großvaters als auch dessen gesellschaftliche Rolle übernehmen. Doch Nour wollte lieber seinen eigenen Weg gehen, anstatt in die Fußstapfen seines Großvaters zu treten. Als dann auch noch das Assad-Regime seine Forderungen an ihn stellte – er sollte mit der Armee in den Krieg ziehen – floh Nour 2015 nach Deutschland.

Hier angekommen engagierte er sich schnell bei diversen sozialen Projekten für Kinder und Jugendliche und organisierte Koch- und Tanzkurse. Denn Nour ist überzeugt, dass Musik und gutes Essen die verschiedenen Kulturen am schnellsten zusammenbringen. In wenigen Monaten steht nun der Abschluss seines Pädagogik-Studiums bevor.

„Wir sind jetzt in Deutschland.
Endlich. Angekommen. Und es liegt
noch ein weiter Weg vor uns, doch
ich bin davon überzeugt: Auch das
schaffen wir noch.“
Nour

Aws ist in Tikrit, Irak, geboren. Sein Vater war Polizist und wurde erschossen, als Aws noch ein kleiner Junge war. Er musste deshalb schnell lernen, sich um sich selbst zu kümmern. Noch während des Studiums eröffnete er sein erstes Modegeschäft und nach dem Studium noch weitere vier. Das Geschäft lief gut, bis der IS 2014 seine Stadt besetzte. Da wurde ihm klar, dass er fliehen müsse: Sein kleiner Sohn sollte nicht ohne Vater aufwachsen.

Jetzt ist Aws mit seiner Familie in Deutschland und arbeitet als Verkäufer in einem Modegeschäft. Er würde gerne eines Tages wieder einen eigenen Laden führen oder gar selbst Mode machen.

„In Deutschland sind Männer und
Frauen gleich. Meine Frau kann hier
alleine in die Stadt gehen, ohne Angst
haben zu müssen. Sie ist dadurch
stärker und selbstbewusster
geworden. Das gefällt mir.“
aws

Für Ruba war Damaskus die schönste Stadt der Welt. Sie hatte dort alles, sogar ein eigenes Geschäft, einen Blumenladen, wo sie auch Veranstaltungen plante und Karten und Geschenke designte. 50 Personen waren bei ihr angestellt. Doch dann kam der Krieg und nahm ihr all das weg.

Nach einer langen und gefährlichen Reise kam Ruba 2016 in Gößweinstein an. Eins war ihr klar: Sie musste ihr Leben von Neuem aufbauen. Somit zog sie nach Erlangen, um Deutschkurse zu besuchen und im Druckladen zu arbeiten. Bald konnte sie jedoch ein Praktikum bei adidas ergattern, wo ihr eine Stelle als Assistentin der Geschäftsführung angeboten wurde. Den Job macht sie gerne, aber nur bis sie eine berühmte Schuh-Designerin ist.

„Ich bin eine Geflüchtete. Ich bin eine
Syrerin. Ich bin eine Frau. Ich bin hier.
Und eines Tages werde ich eine
berühmte Designerin sein,
eine Schuh-Designerin.
ruba

Nisreen ist in Damaskus, Syrien, geboren. Sie studierte englische Literatur und arbeitete dann als Englischlehrerin. Nachdem die Schule, an der sie unterrichtet hatte, zerbombt wurde, verließ sie Syrien im August 2015 und 27 Tage später kam sie in Deutschland an.

Zunächst sammelte sie durch Praktika neue Erfahrungen in verschiedenen Unternehmen, darunter adidas und Siemens. Im Wintersemester 2020/2021 nahm sie das Studium des internationalen Masterstudiengangs Human Rights an der FAU auf, um danach bei einer internationalen NGO arbeiten zu können. Sie will sicherstellen, dass alle Kinder im Frieden lernen können, ohne um ihr Leben fürchten zu müssen.

„Eine Brücke zu sein zwischen Welten,
die so verschieden sind, erfordert
Stärke und Geduld, unendlich viel Mut
und vor allem: Liebe.“
Nisreen

Emin ist in Baku, Aserbaidschan geboren. Schon als kleines Kind liebte er die Musik. Tatsächlich genügte es ihm, ein Musikstück einmal zu hören, um es dann auf dem Klavier nachzuspielen.

Nach dem Militärdienst entschied er sich aufgrund unsicherer Zeiten trotz seiner Leidenschaft für Musik für einen sicheren Beruf und absolvierte ein Studium der Wirtschaftswissenschaften. Doch die anschließende Arbeit in der Bank versprach keine Sicherheit und Emin floh nach Deutschland. Sein Asylantrag wurde nach fünf Jahren abgelehnt. Selbst die Zusage eines Ausbildungsplatzes konnte nicht helfen. Emin musste ausreisen. In Nürnberg warten derweil sein Ausbildungsplatz und sein Arbeitgeber weiter auf ihn – genauso wie die Menschen, die ihn ins Herz geschlossen haben.

„Seinem Schicksal kann man nicht
aus dem Weg gehen, aber man kann
entscheiden, wie man mit ihm geht.“
EMIN

Abiy ist in Addis Abeba, Äthiopien, geboren. Während seines Psychologie-Studiums schloss er sich einer studentischen Bewegung an, die gegen die damalige autoritäre Regierung auftrat. Dafür wurde er verfolgt und verhaftet. Er floh direkt nach seiner Entlassung.

Seinen Antrag auf Asyl stellte Abiy 2016 am Frankfurter Flughafen. Was er in seiner Heimat gesehen und erlebt hatte, weckte in ihm den Wunsch, fortan für Menschenrechte zu kämpfen. Seit seiner Ankunft in Deutschland engagiert sich Abiy in zahlreichen NGOs, die Geflüchtete unterstützen. Im Wintersemester 2020/2021 nahm er das Studium des internationalen Masterstudiengangs Human Rights an der FAU auf, um seine Mission auf den professionellen Weg zu bringen.

„Sie erzählen uns von der Demokratie,
aber am Ende wollen sie nichts
davon hören.“
Abiy